Startgewicht: 156 Kilo (Blog Serie Teil 1)



Weil immer wieder per Mail oder in den Kommentaren diverse Fragen hereintrudeln, möchte ich diese Woche auf dem Blog eine Serie beginnen, um folgende Themen zu behandeln:
a.) Wie habe ich mich vor meiner Abnahme ernährt?
b.) Wie gestalteten sich zusammengefasst die ersten 18 Monate, in denen ich 50 Kilo abgenommen hatte?
c.) Wie sieht exemplarisch ein Wochen / Einkaufsplan bei meiner aktuellen Ernährung aus?
d.) Welche Erfahrungen habe ich zum Thema Gewichtserhaltung?
e.) Sonstiges und andere Themen & Fragen, die Ihr mir gerne stellen könnt.

Allerdings ist es mir immer wichtig zu erwähnen, das es sich hierbei um meine ganz persönlichen Erfahrungen & Ansichten handelt (also ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit). Jeder sollte für sich ganz individuell seinen Weg finden und sich schlussendlich damit zufrieden fühlen.


Teil 1 - Wie habe ich mich vor meiner Abnahme ernährt?
Heute ist es das erste mal, das ich mein Startgewicht öffentlich bekannt gebe. Ehrlich gesagt kostet mich das große Überwindung. Diese Zahl fühlt sich nicht nur schwer an, sondern spiegelt auch eine Ernährungsbiographie die schlussendlich damit endete, das mir mit Kleidergröße 58/60 nichts mehr passte, die Füße ständig geschwollen waren, ich nach wenigen Schritten oder Treppenstufen große Schwierigkeiten beim atmen hatte und mich mit 28 Jahren deutlich belastet und unglücklich fühlte. 

Ich war schon immer übergewichtig. Seit ich denken kann. Als Kind hielt sich das irgendwie noch in Grenzen, da war ich halt so ne kleine Moppel - Hummel, die irgendwie versuchte mit den anderen Kindern in Kontakt zu kommen. Natürlich sind mir die meisten Erinnerungen nicht mehr so präsent, aber mit der Einschulung fing die stetige Zunahme im Grunde richtig an. So richtig heftig wurde es dann in der Realschule, also so zwischen meinem 12-18 Lebensjahr und gipfelte sich dann in der Zeit, als ich anschließend meine erste eigene Wohnung hatte und der Meinung war, ich könnte nun tun und lassen was ich will. Ich könnte wahrscheinlich ein ganzes Buch füllen, mit all den Ereignissen und Gründen, wieso ich mich immer wieder in ein stark gestörtes Essverhalten flüchtete. Aber das würde den Rahmen sprengen, zumal vieles für mich einfach der Vergangenheit angehört und ich mir ganz sicher bin, das mich all das zu dem Menschen gemacht hat, der ich jetzt bin. Und das ist auch gut so. 

Schlussendlich war es über all die Jahre hinweg einfach immer das Problem, das Nahrung für mich ein Mittel zum Zweck war, um Gefühle zu kompensieren. Angefangen von Wut, Enttäuschung, Langeweile, Frust bis hin zu Freude, Glück, Belohnung und Trotz. Ich hatte in diesem Blogeintrag Essen als Belohnung mal beschrieben, was mich in solchen Momenten steuert bzw. früher gesteuert hatte. 
Abgesehen von der emotionalen Komponente, habe ich einfach grundlegend zuviel, aus falschen Gründen und absolut unreflektiert gegessen. Es war überhaupt kein Problem, zum Frühstück 4 Wurstbrötchen und anschließend ne 8er Packung Knoppers zu essen. Oder mir abends ein paar Pfannenkuchen zu braten, mit ordentlich Marmelade, Zimt und Zucker darauf. Ich hatte irgendwann einfach das Gefühl für das Wort satt verloren. Hier noch ein Pfund Spaghetti mit Hackfleischbolognese und Käse, da noch 2 Döner und dazwischen oder hinterher Kuchen, Süßigkeiten oder belegte Brote. Im Moment fällt es mir gerade ein bisschen schwer das aufzuschreiben, aber es ist wichtig und ich möchte es bennenen. Denn ich erinnere mich auch an Aktionen, wie ich nachts um 23.30 Uhr mit dem Auto zu 2 verschiedenen Mc Donalds Filialen gefahren bin,  mir jeweils 2-3 Burger am Drive in bestellt hatte, nur damit die Mitarbeiter der einen  Filiale nicht denken "Das ist ja mal wieder typisch! Dick und dann 5 Hamburger essen". Auf dem Heimweg hatte ich mir dann schon 2 Burger reingepfiffen und zuhause dann den Rest. Oder ein anderes Beispiel: Wenn ich einkaufen gegangen bin, habe ich 3 verschiedene Läden angefahren. Bei jedem Einkauf fanden sich dann diverse Süßigkeiten, Brot, Wurst, Käse, Kuchen, Fastfood im Wagen und natürlich auch ein paar Alibi Banane oder z.B. ein Eisbergsalat. Gegessen habe ich das Obst und Gemüse dann eher in den seltensten Fällen, das musste einfach beim einkaufen herhalten, nur um an der Kasse nicht aufzufallen ! Mal abgesehen von irgendwelchen Abnehmkuren als Kind oder zahlreichen, gescheiterten Diätversuchen, hatte ich es also nie geschafft, dauerhaft von meinem gestörten Verhältnis zum Essen wegzukommen.

Ich kann jetzt nicht behaupten, das mein Leben bis zu meinem 28.ten Lebensjahr grundsätzlich schlecht verlaufen ist. Aber meine innere Unzufriedenheit spiegelte sich auch in den äußeren Merkmalen, wie z.B. eben nur einer mittelprächtigen Mittleren Reife, einer abgebrochenen Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten oder dubiosen Beziehungen zu irgendwelchen Typen.
Ein großer Halt war und ist immer meine Familie. Und dafür bin ich sehr dankbar. Meine Eltern haben mich stets aufgefangen und unterstützt, z.B. als ich mich aus einer sehr schrägen Beziehung gelöst hatte, in welcher ich mich stark verschuldet hatte. Schlichtweg aus dem Bedürfnis, trotz meinem damaligen hohen Gewicht akzeptiert zu werden. Auch hier spielte Nahrung immer eine große Rolle. Essen stellte keine Fragen, machte mir keine Vorwürfe, war immer verfügbar und zuverlässig in der Befriedigung meiner Bedürfnisse.

Mit 21 Jahren wollte ich einen Neuanfang. Ich schloss eine Ausbildung im sozialen Bereich sehr gut ab, knüpfte ehrliche Freunschaften und liebenswerte Beziehungen, zahlte meine Schulden ab, etablierte mich in meinem Beruf, aber hatte immer noch das Problem nicht ordentlich mit meinen Essgewohnheiten umzugehen. Es war im Grunde alles paletti, nur die Sache mit meinem Gewicht eben nicht. 


Und dann kam der August 2010. Zu diesem Zeitpunkt war ich 4 Jahre als Fachkraft tätig, hatte 2 Jahre zuvor meinen Freund kennengelernt, eine kleine schnuckelige Wohnung, lebte bereits ein Jahr vegetarisch, war schuldenfrei und guckte trotzdem jeden Abend meine dicken, geschwollenen Füße an. Von außen betrachtet war ich mit Sicherheit glücklicher und zufriedener als all die Jahre zuvor. Und auch innerlich spürte ich diese Veränderung. Aber ich wollte es nicht dabei belassen, sondern noch mehr ändern. Ich fühlte mich gefangen im eigenen Körper, musste mich mit irgendwelcher Kleidung abfinden die mir nur selten gefiel und hatte irgendwann in einem Laden für Übergrößen sogar Probleme eine Hose in 58/60 zu finden. 

Also habe ich einfach begonnen. Von einem Tag auf den anderen. Hier im Blog habe ich mal beschrieben, wie es mir damals ergangen ist: Aller Anfang ist leicht

Das ich es tatsächlich schaffe, habe ich nie erwartet. Ich hatte es zwar gehofft, aber überzeugt war ich aufgrund meiner Erfahrungen davon überhaupt nicht. Ich habe es einfach getan. Und viel dazugelernt. Tag für Tag. Kilo für Kilo. Schritt für Schritt. 

Im nächsten Teil werde ich die ersten 18 Monate beschreiben, in denen ich den hauptsächlichen Teil meiner Abnahme geschafft habe und aus denen ich 50 Kilo leichter herausgegangen bin. Bis bald ♥

9 Kommentare:

  1. Hammer, an so manchen Stellen hatte ich das Gefühl du beschreibst mein Leben......... ich finde es total Mutig, deine Offenheit und Ehrlichkeit.
    Danke , danke , danke für deine Geschichte, sie macht mir und bestimmt noch anderen sehr viel Mut :)

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  2. Liebe Jessi,
    ich wünsche dir auf deinem weiteren Weg, der mit Sicherheit noch etwas lang erscheint, weiterhin viel Kraft & Erfolg. Bisher hast du soviel geschafft und der Rest ist ein Klacks.
    Im Übrigen bist du meines Erachtens eine sehr schöne Frau und du hast eine tolle Ausstrahlung.
    Mach weiter, bleib am Ball und lass dich nicht unterkriegen !
    Lieben Gruss aus Duisburg
    Isa

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  3. Aller Anfang ist schwer und sieh an, du hast es jetzt geschafft (auch wenn du noch ein wenig abnehmen möchtest). Du bist eine starke Persönlichkeit und dein Durchhaltevermögen hat sich gelohnt:D Du kannst stolz auf dich sein und auch wenn sich 150 Kg sehr viel anhören, bist du diese nun endlich los und brauchst dich nicht schämen! :)

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  4. Super Auftakt für deine Serie, sehr interessant. :) und auch ich erkenne mich da streckenweise wieder -.-

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  5. Liebe Jessi,
    ich ziehe vor Dir den Hut. Ich bin schon seit einiger Zeit ein "stiller Leser" deines Blogs und bewundere deine Energie und dein Durchhaltevermögen. Vielen Dank für deine ehrlichen Worte, die sicherlich vielen Helfen die Hoffnung auf ein "schlankes Leben" nict aufzugeben, bist du doch "das Beispiel" das es funktionieren kann.Ich freue mich schon auf deinen zweiten Teil und wünsche dir weiterhin viel Kraft und Mut so weiterzumachen wie bisher. Liebe Grüße
    Gabi

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  6. Vielleicht ist jetzt auch mal Zeit zu sehen wie schön du JETZT bist. Du fühlst dich wohl und kannst das Gewicht offenbar jetzt gut halten.
    Mir fahren die ganzen Kommis etwas ein die da sagen dass du jetzt unbedingt weitermachen sollst.
    Damit will ich nur sagen dass nicht immer das Ziel eine 36 sein kann sondern das eigene Wohlfühlgewicht herauszufinden.

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  7. Wow, ich finde es sehr mutig wie offen du über deine Vergangenheit schreibst! Ich finde es großartig wieviel du bislang geschafft hast, nicht nur gewichtstechnisch. Du bist eine starke Frau, wirklich bewundernswert.

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  8. herzlichen Glückwunsch. Ich esse gesund und vegetarisch, keine Süßigkeiten oder Fastfood und trotzdem kämpfe ich seit 5 Jahren mit 10 kg . zwischenzeitlich waren es 20 kg , die 10 hatte ich letztes Jahr runtergebracht. Ich fühle mich trotz 70 kg nicht wohl. Da ich schon 60 bin ist mein Stoffwechsel lahm. Ich bin auf deinen nächsten Post gespannt. alles gute und weiterhin viel Erfolg . lieben Gruß Barbara

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