Extremes Übergewicht: Wie es so weit kommen konnte ...

 Mai 2010

Die letzten Tage bin ich irgendwie nachdenklich. Das mag vielleicht am Herbstblues liegen, an weniger Sonnenstrahlen, am bevorstehenden Winter oder irgendwelchen anderen Dingen. 

Wenn ich so in mich gehe und meine derzeitige Befindlichkeit nachfühle, fällt mir immer wieder auf, wie "normal" mein jetziges leichteres Leben schon geworden ist. Natürlich spielt das Thema jeden Tag noch eine Rolle. Einerseits, weil ich mit großer Freude diese Seite pflege, andererseits weil es mich im Grunde gedanklich auch nicht loslässt. 

Ich meine das jetzt nicht im negativen Sinne. Es ist eher so, das ich öfters mal innehalte und mir bewusst mache, was sich  bei mir die letzten Jahre eigentlich alles getan hat. Und das beeinhaltet nicht nur die Reduzierung meiner Körperfülle.

Mir fällt auf, wie ich mich im Alltag verändert habe und in gewissen Situationen ganz selbstverständlich engagiert und selbstsicher reagiere, ganz so, als ob ich dies schon mein ganzes Leben lang praktiziere.

Dabei war genau das früher immer mein Problem. Meine eigene Unsicherheit. Vor mir selbst. Vor fremden Situationen. Vor Menschen. Vor emotionalen Momenten. Eigentlich überall.

Es ist ja jetzt auch  nicht so, das ich die Jahre vor meiner Abnahme nichts gebacken bekommen habe. Aber irgendwo schwingte ständig diese Unsicherheit mit. Das Gefühl, allein zu sein. Abhängig zu sein. Verletzt zu werden. Wenn ich mir in Erinnerung rufe, wie naiv ich mich damals von verschiedenen Leuten hab behandeln lassen, bin ich einfach nur verdammt froh über den Gedanken, das ich es heute nicht mehr so weit kommen lassen würde.

Aber früher hatte ich Angst. Egal ob in der Schule, später als Jugendliche oder im jungen Erwachsenenalter. Ich klammerte mich so verzweifelt an irgendwelche schrägen Menschen, die mich trotz meiner Körperfülle akzeptieren.  Das war damals so viel Wert. 

Gab es irgendwelche Freundschaften, war ich froh "ein Teil" davon sein zu dürfen. Egal um welchen Preis. Das mich Menschen körperlich wie auch moralisch attakiert hatten, schluckte ich herunter. Betäubte mich mit Essen. Hauptsache dazugehören. 
Auch später - als ich älter war und Männerbekanntschaften machte - zog sich diese Abhängigkeit weiter durch mein Leben. Mir blieb zwar erspart, das ich körperlich schlecht behandelt wurde. Aber ich opferte mich in Beziehungen auf. Nahm Schulden auf mich. Kündigte eine damalige Ausbildung, schämte mich vor meiner Familie und Freunden. Ich war immer diejenige, die gegeben hat und war nicht so wählerisch. Nur um nicht allein zu sein ... 

Doch egal was passierte, auf eine Sache konnte ich mich immer verlassen: Meinen Freund, das Essen. Nahrung ließ mich nie im Stich, Nahrung stellte keine Fragen und machte mir auch nie Vorwürfe.

Natürlich gab es auch viele schöne Momente. Ich hatte eine wunderbare Kindheit, konnte ganz normal zur Schule gehen, war behütet und wurde geliebt. Aber nach und nach entwickelten sich die Dinge und mit dieser Entwicklung, änderte ich auch mich. Ich schottete mich immer mehr ab, war dickköpfig, stur und grundsätzlich gegen alles, was mir z.B meine Eltern vorgeschlagen hatten.

Man soll die Vergangenheit hinter sich lassen, heißt es so schön. Das tue ich auch. Sehr gerne sogar. Aber ich habe auch gelernt, das viele negative Erlebnisse irgendwo auch etwas positives haben. Früher oder später, aber irgendwann ganz bestimmt. 

Vielleicht wäre ich heute nicht so wie ich bin, wenn mein Leben glatt und ohne Einschnitte verlaufen wäre. Ich bin dankbar lieben zu können und geliebt zu werden. Ganz vorbehaltslos und unabhängig. Auch das zeichnet mein leichteres Leben aus. Meine innere Entwicklung. Meine Liebe zu mir selbst, meiner Familie, meinem Partner und Freunden. 

Manchmal ist es gut, Dinge zu erfahren, um sie dann wieder loslassen und daran wachsen zu können ..

♥ liche Grüße, Jessi

5 Kommentare:

  1. einfach nur eins: Ich liebe Dich sehr, mein Schwesterherz !

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  2. Das hast du wunderbar geschrieben, liebe Jessi!
    Auch bei mir hat sich gezeigt, dass mich gerade die Dinge geformt und weitergebracht haben, die nicht so glatt und wunderbar verliefen, wie ich sie mir gewünscht hätte. Und mittlerweile glaube ich, dass unser Glück darauf beruht, gerade diese Dualitäten hier in unserer Welt annehmen zu können und das Beste daraus für sich zu mitzunehmen.

    LG Sandra

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  3. Danke für den Blick in Deine Seele <3
    lg Silce

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  4. Das Paket ist heute angekommen. Dnake noch mal dafür! Bin schon gespannt, was in den weiteren 24 Päckchen drinne ist:D Werde im Dezember dann darüber berichten (noch zu lange :-/)

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